Die Traditionelle Chinesische Medizin blickt auf eine über 2000 Jahre alte Geschichte und Entwicklung zurück. So weisen bereits erste schriftliche Quellen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. auf den Gebrauch von Akupunkturnadeln und Moxibustion hin.
Eine Schriftensammlung, die auch heute noch von Bedeutung ist, der sogenannte „Gelbe Kaiser“, stammt aus der Zeit zwischen dem 2. Jahrhundert vor und dem 2. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung.
Im Osten über Jahrhunderte praktiziert und weiterentwickelt gelangten erste Berichte von dieser alten Medizin in der Mitte des 17. Jahrhunderts durch Handlungsreisende und die Jesuiten nach Europa. Von einer relevanten, bzw. langsam zunehmenden Bekanntheit und Akzeptanz der Traditionellen Chinesische Medizin und hier vor allem der Akupunktur bei uns im Westen, kann man aber erst ab der Mitte des letzten Jahrhunderts sprechen.
Der TCM liegt ein ganzheitliches Konzept zugrunde, das heißt es werden nicht nur isoliert die akuten oder chronischen Beschwerden behandelt, sondern man betrachtet den Menschen immer als Ganzes, also als Summe seiner Bestandteile (Körper und Geist), aber auch als Teil seiner Umwelt, in der er lebt und deren Einflüssen (Wetter, Mitmenschen, Ernährung, etc.) er ausgesetzt ist.
Insgesamt setzt sich die Traditionelle Chinesische Medizin aus den „Fünf Säulen“, man könnte auch Disziplinen oder Behandlungsmethoden sagen, zusammen:
Die Kräuter- oder Arzneimitteltherapie spielt in China eine viel größere Rolle, als bei uns innerhalb der Traditionellen Medizinischen Therapie. mehr zur Kräuterheilkunde…
„Akupunktur bewegt Qi.“ So lässt sich am kürzesten beschreiben, was Akupunktur macht und wie es wirkt. Aber wie kann man sich das vorstellen? mehr zu Akupunktur …
„Man ist, was man isst.“
Ernährung kann und sollte idealer Weise mehr sein als bloße Nahrungsaufnahme. Alles was und auch wie wir essen, hat einen Einfluss auf unseren Körper und damit auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Führen wir unserm Körper ausreichend und regelmäßig geeignete Nahrungsmittel zu, kann dieser gut arbeiten. Tun wir das nicht und essen z.B. sehr unregelmäßig, einseitig oder das „falsche“, kann das auf Dauer unserem Körper schaden, Beschwerden oder chronische Krankheiten verursachen.
Beschwerden und Krankheiten werden in der Chinesischen Medizin nicht nur mit Akupunktur und Heilkräutern behandelt, sondern auch über die Ernährung. Dabei hat die chinesische Ernährungslehre sowohl einen präventiven, als auch einen therapeutischen Charakter.
Der große Unterschied zwischen den vielen westlichen Ernährungsmodellen und der chinesischen Diätetik ist vor allem der, das Nahrungsmittel nicht nach Kalorien, Vitaminen, Mineralstoffen, etc. beurteilt werden, sondern hinsichtlich ihres Temperaturverhaltens, des Geschmacks und der Wirkrichtung. So ist z.B. frischer Ingwer warm, scharf und öffnet die Poren. Ein Apfel dagegen ist süß, kühl und wirkt befeuchtend. Ein „wärmender“ Glühwein passt in den kalten Winter, ein „kühlendes“ Bier gut zu einem warmen Sommerabend.
Das Lebensmittel nicht nur süß oder salzig sind, uns schmecken oder nicht, sondern auch noch andere Wirkungen haben, ist ein Wissen, das uns heutzutage größtenteils verloren gegangen ist, das man aber in alten Texten der Klostermedizin oder bei Hildegard von Bingen durchaus finden kann.
„Wenn man das Qi unterstützen möchte, sind die alten chinesischen Künste Qi Gong oder Tai Chi sehr wirksam. Beide sind gleichsam choreografierte Tänze aus Atmung und Bewegung, verbunden mit Meditation, die den Fluss von Qi und Blut regulieren und die Harmonie im Organismus und allgemein im ganzen Körper wiederherstellen.“ mehr zu Qigong…
Tuina ist eine medizinische Massageform, die wie jede andere der „Fünf Säulen“ zur Erhaltung der Gesundheit oder zur Behandlung von Beschwerden angewandt werden kann. Bei dieser Massage werden unter anderem auch die Meridiane oder Leitbahnen mit einbezogen und Qi bewegt.
Weitere zentrale Begriffe in der Chinesischen Medizin sind die Lehre von den „Fünf Elemente“, das „Qi“, sowie „Yin und Yang“. Damit Sie sich unter diesen vielleicht befremdlich klingenden Worten, die Ihnen sicher auch im Rahmen einer Behandlung begegnen werden etwas vorstellen können, hier eine kurze Erklärung.
Die „Fünf Elemente“, auch Wandlungsphasen oder Funktionskreise genannt, mögen im ersten Moment nach Esoterik klingen, sind bei genauerer Betrachtung aber ein in sich schlüssiges System, das den Menschen in seiner körperlichen und seelischen Beschaffenheit und als Teil seiner Umwelt beschreibt. Zu jedem Funktionskreis gehören z.B. zwei innere Organe, ein Sinnesorgan, ein Gewebe, eine Geschmacksrichtung, ein innerer (Emotionen) und ein äußerer (Klima) pathogener Faktor, eine Jahreszeit, ein Meridian. Die Funktionskreise stehen auch nicht isoliert da, sondern miteinander in Beziehung, wie auch in der westlichen Medizin alle Teile unseres Körpers miteinander agieren.
Holz: Leber und Gallenblase, Augen, Muskeln und Sehnen, der saure Geschmack, Ärger und Stress, Wind, Frühjahr, Leber und Gallenblasenleitbahn
Feuer: Herz/ Perikard und Dünndarm/ Drei-Erwärmer, Zunge, Blutgefäße, der bittere Geschmack, Freude, Hitze, Sommer, Herz-/Perikard- und Dünndarm-/ Drei-Erwärmerleitbahn
Erde: Milz-Pankreas und Magen, Mund, Bindegewebe, der süße Geschmack, Grübeln, Feuchtigkeit, Spätsommer, Milz-Pankreas- und Magenleitbahn
Metall: Lunge und Dickdarm, Nase, Haut, der scharfe Geschmack, Trauer und depressive Stimmungen, Trockenheit, Herbst, Lungen- und Dickdarmleitbahn
Wasser: Niere und Blase, Ohren, Knochen, der salzige Geschmack, Angst, Kälte, Winter, Blasen und Nierenleitbahn
Dass Blase und Nieren etwas mit Wasser zu tun haben, kann man sich vorstellen. Dass man sich durch Kälte im Winter eine Ohren- oder Blasenentzündung holen kann sicher auch. Was die Milz aber mit dem Grübeln zu tun hat, oder die Leber mit dem Wind, mag vorerst schwieriger erscheinen.
Durch Anamnese, Puls- und Zungendiagnostik, die der Behandlung voraus gehen, sieht der TCM-Therapeut, wo es im Zusammenspiel der „Fünf Elemente“ Disharmonien und Störungen gibt. Das Ziel einer Behandlung ist dann, z. B. durch ausgewählte Arzneikräuter, Akupunkturpunkte oder eine gezielte Ernährungsberatung dieses Ungleichgewicht wieder auszugleichen und Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern.
Eine direkte Übertragung des Wortes „Qi“ ins Deutsche ist schwierig und so findet man oft die Übersetzung mit „Lebensenergie“. Das chinesische Schriftzeichen für „Qi“ lässt sich etwas genauer mit „ der aufsteigende Dampf über gekochtem Reis“ übersetzen.
Das beschreibt das Wesen des Qi als etwas vorhandenes, aber schwer zu greifendes ganz gut. Das Qi fließt permanent in den Leitbahnen und ist an allen Körperprozessen beteiligt, wie z.B. der Atmung, der Nahrungsaufnahme und Verdauung, der Immunabwehr und der Zirkulation des Blutes. Ist der Qifluss gestört, kommt es zu Stagnationen oder einem Mangel an Qi, kann das zu Beschwerden und Krankheiten führen. Die völlige Abwesenheit von Qi ist dem Tod gleichzusetzen.
Das vermeintliche Gegensatzpaar Yin und Yang spielt eine große Rolle in der Traditionellen Chinesischen Medizin und hier vor allem in der Diagnostik. Mit Yin und Yang lässt sich aber nicht nur der energetische Zustand eines Patienten, eines Beschwerdebildes beschreiben, sondern im Prinzip der ganze uns umgebende Kosmos. Dabei stellen Yin und Yang keine Gegensätze im trennenden Sinn dar, sondern vielmehr in der Art der zwei Seiten einer Medaille, die zusammen ein ganzes sind.
Yin steht dabei z.B. für die Substanz, die Nacht, die Ruhe, die Kälte, die Erde, unten, innen, langsam, dunkel; Yang dagegen für Funktion, den Tag, Bewegung, Wärme, den Himmel, oben, außen, schnell, hell usw.
Yin und Yang gehören zusammen, ergänzen einander und die Übergänge sind oft fließend. So wie es ohne oben kein unten gibt, gibt es ohne Yang kein Yin. Und so wie die Dämmerung den Übergang von der Nacht zum Tag bildet, gibt es auch zwischen Yin und Yang einen Übergang, ein Yang im Yin. Das ideale Verhältnis und Ineinandergreifen von Yin und Yang zeigt sich im Symbol der Taiji-Monade.